Ob Zwergenbunker, Buspate oder Männerballett – einige Geschichten aus seiner Schulzeit bringen Philip Middelberg noch heute zum Grinsen. Welche Erinnerungen den Bürgermeister der Gemeinde Lotte bis heute begleiten.
„Ich musste niemals nachsitzen“, versichert Philip Middelberg stolz. Doch ob er wirklich nie geschwänzt hat? Das wagt er sich nicht zu behaupten. Der heutige Bürgermeister der Gemeinde Lotte verbrachte den Großteil seiner Schulzeit am Kardinal-van-Galen-Gymnasium in Mettingen. Im Jahr 2009 machte er dort sein Abitur. „Diese Zeit hat mich sehr geprägt“, sagt er. Und an die ein oder andere Anekdote aus dem legendären „Zwergenbunker“ erinnert sich der 35-Jährige noch heute sehr genau.
Aufgewachsen in einem Fachwerkhaus mitten im Wersener Holz, umgeben von Wald und Tieren, musste Middelberg schon früh einige Kilometer bis zur Schule zurücklegen. „Ich war schon immer ein Buskind“, erzählt er. Selbst im Kindergarten. Kein Wunder also, dass der ÖPNV ihm heute, als Bürgermeister, besonders am Herzen liegt. Die langen Fahrten haben ihn nie gestört – im Gegenteil: „Da blieb zumindest immer genug Zeit, Hausaufgaben zu machen“, sagt er lachend. Doch mit dem Bus verband sich für ihn noch mehr als nur der tägliche Schulweg.
Denn während seiner Schulzeit war er auch Buspate. Mit Warnweste ausgestattet half er den jüngsten Mitschülern, in den richtigen Bus zu steigen. „Ich sah zwar aus wie ein Dulli, aber ich bin mir für nichts zu schade“, lacht er. Schließlich sei es ja für einen guten Zweck gewesen. Dieses frühe Engagement blieb nicht die einzige Form, wie er Verantwortung übernahm.
„In der Oberstufe war ich Schülersprecher“, erinnert sich Middelberg. Schon damals sei es ihm wichtig gewesen, für andere einzustehen und für Gerechtigkeit zu sorgen. „Ich bin ein kommunikativer und sehr sozialer Mensch. Deswegen wurde ich wohl zunächst Polizist. Und habe mit der SPD dann auch die richtige Partei für mich gefunden.“ Im Jugendsenat Westerkappeln engagierte er sich politisch – und durfte sogar zum ersten Jugendlandtag in Nordrhein-Westfalen nach Düsseldorf reisen. Aber nicht nur politisch hat ihn die Schulzeit geprägt.
Ein Lächeln huscht ihm übers Gesicht, als er an den „Zwergenbunker“ denkt: „Wir haben die ersten Jahre in diesem alten Container verbracht.“ Heute blickt er mit Staunen auf die modernisierten Räume des KvG. „Eine tolle Schule – da hat sich einiges getan.“ Selbst beim Essen. „Früher hatten wir nur den Bäckerwagen. Ich bin schon etwas neidisch, was die Schüler heute für ein ausgewogenes Mittagessen bekommen.“ Doch nicht nur die Räume haben sich verändert – auch die Lehrer sind ihm bis heute in Erinnerung geblieben.
„Am meisten erinnere ich mich an meine Klassenlehrerin Frau Wienbrack“, erzählt Middelberg. Auch Frau Laun und Herr Gümpel sind ihm im Gedächtnis geblieben. „Wir waren seine erste Klasse – er war noch sehr jung und hat uns in Politik unterrichtet.“ Mit Gümpel hat der 35-Jährige bis heute Kontakt, etwa wegen der Schülerzeitung „Der Kardinal“, die Andreas Gümpel leitet und für die Middelberg jüngst ein Interview gab.
Obwohl Middelbergs Großvater Brite war und er selbst auch einen britischen Pass besitzt, seien Sprachen „nicht sein Ding“. „Ich war eher naturwissenschaftlich geprägt“, erläutert er. Seine Leistungskurse waren Biologie und Mathematik. Vier Jahre lang lernte der ehemalige Schüler auch Französisch. Auf die Frage, ob ihm diese Sprache denn als Fach gefallen habe, kneift Middelberg das Gesicht zusammen, lacht und schüttelt anschließend den Kopf. Welch Ironie, dass die Gemeinde Lotte eine französische Partnerstadt hat.
Die Schulzeit habe ihn einiges gelehrt. „Schlechte Noten, schwierige Gespräche, all das gehört dazu“, ist der 35-Jährige ehrlich, „aber das hat mich vorangebracht“. Meist habe er Streit gut vermeiden können. Na ja – bis auf das eine Mal: „Beim Ausflug ins Museum der deutschen Geschichte in Bonn bin ich auf die Mauer der Botschaft geklettert. Das fand Herr Gümpel nicht so witzig.
„Ah, mir fällt noch was ein“, grinst er. „Ich war damals im Tanzkurs – drei Jungs und 26 Mädchen.“ Für eine Spendengala trat er sogar im Männerballett auf. „Es müsste noch ein Video geben, in dem ich im Tutu durch die Aula tanze“, überlegt er. „Ich habe Frau Laun schon mal danach gefragt. Dieses Video hätte ich wirklich gerne.“ Und wer weiß – vielleicht taucht es eines Tages noch auf.
(Quelle: IVZ, Foto und Autor: Kiara Feldmann)