Unser Kurs traf sich am 23.05.2022 am Hauptbahnhof in Osnabrück und wir kamen nach ca. dreieinhalb Stunden am Berliner Hauptbahnhof an. Vom Ausgang Europaplatz waren wir in wenigen Minuten am Jugendgästehaus. Die Unterkunft ist super zentral, aber dennoch ruhig gelegen. Angesichts des Zeitplanes wurde auf das sofortige Einchecken verzichtet und stellten deswegen zunächst nur unsere Koffer ab, denn schon um 13 Uhr hatten wir unseren ersten Termin im Paul-Löbe-Haus mit der Abgeordneten Anja Karliczek. Wir wurden mit einer kleinen Stärkung begrüßt und stellten der früheren Bundesbildungsministerin viele Fragen, welche ausführlich beantwortet wurden. Nach einem gemeinsamen Foto führte uns der Besucherdienst durch die „Katakomben“ des Bundestages zum Plenarsaal, wo wir auf der Besuchertribüne Platz nahmen und zusammen mit anderen Klassen und Besuchergruppen für einen Vortrag angemeldet waren. Wir wissen jetzt zum Beispiel, wo die einzelnen Fraktionen im Plenarsaal ihre Plätze haben, wo die Ministerinnen und Minister sitzen und dass man den Platz des Bundeskanzlers daran erkennen kann, dass die Rückenlehne etwas höher ist. Nebenbei erfuhren wir, dass der Bundesadler auch als „fette Henne“ bezeichnet wird.
Mit der U-Bahn ging es zum Alexanderplatz und anschließend mit der Tram nach Berlin-Hohenschönhausen. Für die Führung in dem ehemaligen Stasigefängnis wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Von dem früheren Gefängnis waren wir sehr schockiert und die Führungen waren sehr interessant, da sie von früheren Inhaftierten (Zeitzeugen) geleitet wurden. In der Haftanstalt wurden vor allem politische Gefangene inhaftiert und physisch und psychisch gefoltert. Diesen Ort zu erleben und zu erfahren, was den Menschen im Gefängnis angetan wurde, ging richtig unter die Haut. Deswegen waren viele meiner Mitschüler*innen der Ansicht, dass die Führung in Hohenschönhausen die eindrucksvollste überhaupt war.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der S-Bahn bis zur Friedrichstraße und genossen dort zunächst Freizeit, bis wir mit der S-Bahn weiterfuhren und von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr eine Führung an der Gedenkstätte Berliner Mauer (Bernauer Straße) hatten. Wir wurden über den früheren Verlauf der Mauer informiert und waren geschockt als wir erfuhren, wie Menschen bei der Flucht ihr Leben verloren. An der Bernauer Straße hat der Mauerbau am 13. August 1961 brutal in das Leben der Menschen eingegriffen, denn von einem Tag auf den nächsten wurden Freunde, Nachbarn und Verwandte voneinander getrennt. Bei Fluchtversuchen verloren Anwohner ihr Leben, weil sie aus Verzweiflung aus höheren Stockwerken sprangen.
Von der Bernauer Straße ging es weiter zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es war ein sehr bedrückendes Gefühl durch die Beton-Stelen zu laufen. Das Denkmal erinnert an die rund sechs Millionen Juden, die unter der Gewaltherrschaft Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten ermordet wurden.
Um 16.30 Uhr checkten wir erneut im Dt. Bundestag ein, um anschließend mit dem Aufzug bis zur Kuppel hochzufahren. Über den Dächern von Berlin hatten wir eine herrliche Aussicht über die Stadt. Natürlich durfte ein Gruppenfoto nicht fehlen. In der Kuppel konnten wir uns über die Geschichte des Reichstages informieren. Nach einem harten Programm mit vielen Führungen war anschließend beim Bowlen relaxen angesagt und es war cool, dass auch unsere Lehrer mitmachten. Der eine oder andere „Strike“ wurde lautstark bejubelt.
Freizeit am Potsdamer Platz bedeutet „Shopping-Time“ und in der riesigen „Mall of Berlin“ konnte der eine oder andere den Konsumverlockungen nicht widerstehen. Anschließend machten wir uns auf den Weg in die Stauffenbergstraße, wo sich die Gedenkstätte Deutscher Widerstand befindet. Wir erfuhren, dass an dieser Stelle im Innenhof des früheren Bendlerblocks Oberst Stauffenberg, der das Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 plante und ausführte, erschossen wurde. Im Innenhof, am Ort der Hinrichtung, befindet sich auch das Ehrenmal für die getöteten Widerstandskämpfer. Außerdem erfuhren wir viel über die Geschwister Scholl und die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.
Nach dem Auschecken im Jugendgästehaus neigte sich unsere Kursfahrt dem Ende zu und wir holten unsere Koffer. Obwohl wir wegen einer nervigen Verspätung der Deutschen Bahn erst gut zwei Stunden später am Osnabrücker Hauptbahnhof ankamen, werden wir diese Kursfahrt in guter Erinnerung behalten.
(Leonie Josef und Ansgar Schomaker)