Besuch in der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Ibbenbüren

3 Leute schauen uns erwartungsvoll an. Sind sie das? Nervös steigen wir aus dem Auto aus. Bei Minusgraden schlägt uns direkt der kalte Wind entgegen. „Seid ihr die Schülerinnen aus Mettingen?“, fragt uns Herr Winnemöller von der Bezirksregierung Münster. „Das sind meine Kolleginnen Anna Hidding und Zoe Rowedda.“ Mit einem Lächeln werden wir von ihnen begrüßt. Langsam laufen wir in Richtung Eingang und uns wird direkt das große Eisentor geöffnet. Kaum sind wir auf dem Gelände werden unsere Personalausweise kontrolliert und wir bekommen Besucherpässe. Begrüßt werden wir von Frau Schöpker, der Einrichtunsgleiterin der Zentralen Unterbringungseinrichtung Ibbenbüren, in ihrem Büro.

Sie erzählt uns von den 900 Bewohnern aus 37 Ländern, davon 150 Kinder, die hier untergebracht sind. Familien bleiben hier ca. 6 Monate und einzelne Personen bis zu 2 Jahren. Die Bewohner können im ZUE zur Schule gehen oder arbeiten. Die Zimmer sind aufgebaut wie in einer Jugendherberge. Die meisten Zimmer sind für vier oder sechs Personen. Die Bewohner stehen um 8:00 Uhr in der Früh auf. Zur Schule gehen ist für die Kinder freiwillig, aber trotzdem gehen fast 100 % der Kinder dem Angebot nach. Die Erwachsenen dürfen bei dem Hausmeister Peter oder in der Küche helfen, woran sie viel Spaß haben. Nach der Zeit im ZUE werden die Familien oder die Alleinreisenden auf verschiedene Gemeinden aufgeteilt.

Unsere erste Station ist die Schule der ZUE. Sie liegt mittig auf dem Gelände. Als erstes sprechen wir mit dem Musiklehrer, Herrn Rogers. Er erzählt uns, dass er selber mit den Bewohnern Songs produziert und spielt uns einen englischen Gospel-Song vor. Sowohl Kinder als auch Erwachsene dürfen an seinen Workshops teilnehmen. Leider hat er für die Erwachsenen weniger Zeit als für die Kinder. Der nächste Raum ist einer der Klassenräume. Hier empfangen uns die zwei Lehrer der ZUE, Herr Stratmann und Frau Metahri. Der Raum ist hell gestrichen und überall hängen bunte Lernplakate. Der Raum ist aufgebaut wie ein normaler Klassenraum. Es gibt eine Tafel und die Tische sind angeordnet wie ein U. „Wir sind vollzählig!“, sagt Herr Stratmann. Wir dürfen ganz vorne am Lehrerpult sitzen. Die Sonne scheint durchs Fenster und alle Schüler schauen uns erwartungsvoll an.

Herr Stratmann stellt sich uns vor und erklärt, was wir machen. Danach folgt eine Vorstellungsrunde. Die 11 Kinder, mit denen wir gesprochen haben, sind im Alter zwischen 7 und 16 Jahren. Sie kommen aus ganz verschiedenen Ländern, wie z.B. aus der Türkei, Tunesien und Afghanistan. Auf die Frage: „Wie gefällt euch die Umgebung hier?“, haben wir nur positive Antworten bekommen: gut, super, perfekt, schön! Zum Frühstück essen alle am liebsten Nutella und sind sich einig, dass es Nutella öfter geben sollte. Kinder sind halt doch überall ähnlich. Jedoch sind die Lieblingsspeisen der Schüler in der Kantine ganz unterschiedlich: Thunfisch, Köfte (türkische Spezialität), Spagetti mit Tomatensoße, Pommes, Reis mit Hühnchen, Hamburger und Pizza. Gegessen wird dreimal am Tag in der Kantine. Die Essenszeiten werden nach Gebäuden aufgeteilt und daraus setzt sich auch der Stundenplan für die Schüler zusammen.

Der Unterricht beginnt um 9:30 Uhr. Auf die Frage, wie der Unterricht hier sei, antworten alle mit: „Sehr gut!“, und auch die Lehrer werden in höchsten Tönen gelobt. Lieblingsfächer sind hauptsächlich natürlich Deutsch, aber auch Mathe und Geografie sind beliebt. Allerdings legt die Schule den Schwerpunkt auf den Deutschunterricht und Sport. Alles andere sind eher Nebenfächer. Die Kinder haben die Möglichkeit mit Schul-Tablets zu arbeiten, was ihnen sehr viel Spaß macht. Die Klassen sind individuell aufgeteilt. Dabei kommt es nicht auf das Alter an, sondern auf die Deutschkenntnisse.

Die meisten Bewohner sind seit ca. 1-3 Monaten hier in der ZUE. Es gibt allerdings auch welche, die erst seit ein paar Wochen hier untergebracht sind. Alle haben schon so viele Freunde gefunden, dass die Kinder der ZUE schon ihren eigenen Fußballclub gegründet haben. Das hängt (wahrscheinlich) damit zusammen, dass die meisten davon träumen, später einmal Profifußballer zu werden. Aber auch sich ein Auto, ein Handy kaufen zu können, Ingenieur zu werden oder zur Schule gehen zu können sind große Träume. Fast alle Kinder machen gerne Sport. Am beliebtesten ist natürlich Fußball, aber auch Sportarten wie Volleyball, Gymnastik oder Schwimmen macht den Kindern sehr viel Spaß.

Kurz bevor wir wieder durch das große Tor in Richtung Parkplatz gehen, bekommen wir eine Tasche mit zwei Tafeln Schokolade, zwei Tassen und ein paar Kugelschreiber geschenkt. Wir bedanken uns noch einmal, steigen ins Auto und winken zum Abschied.

Der Gegenbesuch von der ZUE am KvG

Am 19.02.2024 fand der schon im Januar geplante Gegenbesuch statt. 6 Kinder mit 5 Begleitern, 2 Angestellte der Bezirksregierung Münster und ein Journalist der IVZ kamen um 08:00 Uhr an der Schule an. Frau Telljohann begrüßte alle und nachdem wir den Plan für den Tag besprochen haben ging es los mit einer Schulführung.

Am beeindrucktesten waren die Schüler von den Computer- und Chemieräumen. Die Jugendlichen besuchten uns im Deutschunterricht bei Herrn Hepke. Nachdem wir sie in ihren Muttersprachen begrüßt hatten, brachten sie uns weitere Wörter bei. Danach aßen wir gemeinsam in der alten Aula. In der Pause spielten wir alle gemeinsam Zombieball in der KvG-Halle.

In der 5./6. Stunde haben wir die Jugendlichen interviewt. Dabei haben wir viele spannende Dinge herausgefunden, wie zum Beispiel: Alemka träumt davon nach Brasilien zu reisen, Diyar spielt seit zwei Jahren akustische Gitarre, Nadira spielt auch Gitarre und kann fünf Sprachen sprechen, Sahar möchte später ein erfahrener Mensch sein und liest sogar schon Bücher auf Deutsch.

Zum Abschluss aßen wir alle gemeinsam in der Mensa. Der Tag hat allen sehr viel Spaß gemacht.

Viktoria Voß und Ina Krause, 9b